Wetterau/Vogelsberg: Rundweg ab Büdingen – Seemenbachtal – Großer Schmiedberg – Geisweiher – Thiergartenweiher – Wilder Stein

In einem waldreichen Gebiet am Übergang der Wetterau zum Vogelsberg liegt das hübsche Städtchen Büdingen, dessen mittelalterliche Altstadt zu den besterhaltenen Europas zählt. Das ist der Ausgangspunkt unserer Wanderung – einer einsamen Strecke vom Seemenbachtal auf die Höhe des Großen Schmiedbergs, um den Geisweiher herum zum Thiergartenweiher und über den „Wilden Stein“ zurück nach Büdingen.

Büdingen Schloss © S. Holicki 2015
Büdingen, Wetterau © S. Holicki

Als „Büdingen ExtraTour“ ist die Strecke samt Track-Download auf etlichen Wanderseiten zu finden. Die Büdinger Tourismus-Info gibt ebenfalls ein Infoblatt dazu heraus und hat den Weg durchgängig mit einem weißen Y markiert (Y-Weg). Beim Probewandern vor Ort stellte ich allerdings fest: Markierung/Beschreibung und heruntergeladener Track stimmten nicht überein. Glücklicherweise hatte die Touristen-Info geöffnet, so bekam ich die Erklärung: Weil der ursprüngliche Weg von einigen Wanderern nicht gefunden wurde, hat man die Streckenführung am Anfang etwas verändert und gekürzt.

Hier beschreibe ich die ursprüngliche Wegführung, für die man an zwei, drei Stellen tatsächlich die Augen offenhalten muss, die aber zum Einstieg den idyllischen Bachgrund des Seemenbachs zu bieten hat. Wegen dieser Stellen wird diese Beschreibung etwas ausfühlicher als die sonstigen Strecken hier im Portal.

Die neue Wegführung (Y-Weg) spart sich den Abstecher am Bach und führt vom Parkplatz Mühltorstraße direkt in den Wald hoch (Wanderzeichen weißes Y). Sie kann z. B. hier auf der Büdinger Touristikseite heruntergeladen werden.

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Wir sind am Altstadt-Parkplatz (Mühltorstraße Ecke Altstadt) losgelaufen, was den Charme hat, dass man zunächst wahlweise auf der Stadtmauer oder durch den Graben links der Stadtmauer bis zur Schlossmühle spazieren kann – die schmucke Altstadt und das fürstliche Schloss der Familie zu Ysenburg und Büdingen immer im Blick.

Büdinger Schloss © S. Holicki 2015
Büdinger Schloss © S. Holicki

Nach einer  überdachten Holzbrücke über den Seemenbach geht es ein paar Schritte an der Landstraße entlang um die Schlossmühle herum. Rechts der Landstraße liegt der große Parkplatz Mühltorstraße (den man natürlich auch nehmen kann), dem Ausgangspunkt des Y. Doch wir halten uns links am Straßenrand, dort führt gleich links ein schmaler Pfad ins Gebüsch, der als Fußweg zum Schwimmbad markiert ist. Diesem folgen wir, ums Schwimmbad herum und über einen Steg, weiter über einen grasbewachsenen Wall und dann entlang einer baumgesäumten Wiese, parallel zum Bach, bis wir nach wenigen hundert Metern wieder nach rechts auf den höhergelegenen Weg wechseln.

Nach ein paar Schritten müssen wir den Seemenbach nach rechts überqueren. Doch oh Schreck – da ist keine Brücke, sondern nur eine Reihe weit auseinanderstehender Pfähle …? Aber nach einer weiteren Wegbiegung erreichen wir dann die richtige Bachquerung. Auch dies keine Brücke, sondern eine Reihe großer fester Steine im Bachbett, für Fußgänger aber leicht zu bewältigen.

Seemenbach-Brücke © S. Holicki 2015
Seemenbach-Brücke © S. Holicki

Weiter führt der Weg durch Felder und Wiesen und biegt nach links, wo wir wieder an einen Bachlauf gelangen, diesmal den Mühlbach. Hier heißt es noch einmal genau hinschauen. Denn wir müssen über einen schmalen Steg ohne Geländer, der im dichten Uferbewuchs leicht übersehen werden kann. Noch einmal quer über eine Wiese, die Landstraße überqueren und geradeaus dem ansteigenden Weg in den Wald Richtung Schützenhaus folgen, durch das Wildgatter hindurch und hinterm Schützenhaus links halten und durch einen offenbar wenig begangenen Hohlweg schräg bergauf den Berg hoch. Irgendwann treffen wir auf die mit Y markierte Wegführung, die vom Parkplatz hochführt und von hinten rechts auf unseren Weg trifft. Ab da ist der Weg fast durchgängig problemlos zu finden.

Oben auf dem Kamm führt unsere Wanderung einige Zeit geradeaus durch etwas eintönigen Wald. Abwechslung bringt das urige Schild zur „Eisernen Hand“ und später dann rechter Hand ein lichter Eichenhain mit beeindruckenden alten Bäumen, die beinahe mystisch wirken. Wir nähern uns dem Geisweiher.

Büdingen Eiserne Hand
„Eiserne Hand“ © S. Holicki

Und wieder weichen wir vom markierten Weg ab. Denn ein Blick auf die Wanderkarte ließ mich neugierig werden: Ein kurzer Abstecher nach links führt an den Rand eines Steinbruchs. Von der Böschung, die man mit aller Vor- und Umsicht erklimmen sollte, hat man einen großartigen Blick auf den Basalt-Abbruch und die Landschaft dahinter. Aber bitte aufpassen: Der Steinbruch ist in Betrieb, alle Warntafeln und insbesondere die Signale zur Sprengung müssen unbedingt beachtet werden,  da sonst Lebensgefahr drohen kann.

Zurück zum Y-Weg. Nach wenigen Metern erreichen wir die Stelle, wo der Weg weitläufig nach rechts um dem Geisweiher führt. Dahinter, auf einer stillen Lichtung, liegen unter einem beeindruckenden Steinkreuz die Fürstengräber derer zu Ysenburg und Büdingen. Ein Platz zum Schweigen und Schauen und Fühlen – kein geeigneter Ort für Picknick oder lautes Lachen.

Schade, der ganze schöne Rundweg weist kein überdachtes Plätzchen für eine Vesper aus, und Bänke gibt es erst gegen Ende am Thiergartenweiher. So geht es längere Zeit bergab in den immer malerischer werdenden Talgrund des Salzbachs. Irgendwann tauchen linker Hand eine Reihe von Fischteichen auf, die von Seerosen überwuchert sind. Hier am grasigen Ufer machen wir unsere Pause, auf dem Boden sitzend.

Seerosenteich © S. Holicki 2015
Seerosenteich © S. Holicki

Kurz darauf erreichen wir den Thiergartenweiher, ein vom Fürstenhaus künstlich angelegter See, der einst einen Landschaftspark im englischen Stil zierte. Hier heißt es noch einmal aufpassen auf die Wegführung: Vom breiten Spazierweg zweigt das Y ziemlich unvermittelt nach rechts ins Unterholz und ins dichte Schilf ab. Wenn man am Wasserwerks-Häuschen steht, ist man schon ein paar Meter zu weit.

Wir folgen dem Uferweg, umrunden den Weiher und ruhen uns – da sie nun mal da sind – kurz auf den Bänken aus. Am gegenüberliegenden Ufer führt der Weg wieder ein Stück bergauf, erneut durch ein Wildgatter, und dann am Hang entlang in Richtung Büdingen. Wer die Augen offenhält, kann noch Bunkerreste der Wetterau-Main-Tauber-Stellung aus dem zweiten Weltkrieg entdecken, die eine Abschnürung des südlichen Teils von Deutschland an der engsten Stelle verhindern sollte.

Mit schönem Talblick auf saftige Streuobstwiesen und die Ronneburg auf der gegenüberliegenden Hügelkette, nähern wir uns wieder dem Städchen Büdingen. Beim Abstieg in die Stadt überrascht uns noch eine letzte Sehenswürdigkeit: Der „Wilde Stein“, ein geologisch interessanter Basaltschlot des Vogelsbergvulkans, der früher als Kultplatz diente und vor allem im Zusammenhang mit der Hexenverfolgung eine unrühmliche Rolle spielte. Über Treppenstufen gelangen wir schließlich zurück in die Stadt und zu unserem Ausgangspunkt.

Büdingen Extra-Tour Strecke

Region: Wetterau/Vogelsberg, nördlich von Gelnhausen, ca. 50 km nordwestlich von Frankfurt.

Schwierigkeitsgrad: Leichte bis mittelschwere Tour. Feste Waldwege oder befestigte Wirtschaftswege, moderate Anstiege. Weglänge ca. 17 km, Anstiege ca. 370 Höhenmeter, Gehzeit ca. 4,5 Stunden plus Pausen.

Charakter: Mittelgebirge, vorwiegend schattige alten Laub- und Mischwälder. Gegen Ende führt der Weg durch einen schönen Landschaftspark mit mehreren Teichen. Eine stille, wenig begangene Gegend. Unterwegs gibt es leider keine Schutzhäuschen und kaum Bänke. Daher vor allem für den Sommer geeignet.

Ausgangspunkt: 63654 Büdingen – Altstadtparkplatz oder Parkplatz Mühltorstraße.

Einkehren: In der Büdinger Altstadt gibt es mehrer Lokale für jeden Geschmack. Wir waren sehr zufrieden mit der italienischen Küche im „Al Giardino – Zum Stern“, Vorstadt 3, 63654 Büdingen. Leider habe ich dazu keine Webseite gefunden.

GPS-Track:Zum Nachwandern bei Outdooractive oder als gpx-Datei zum Download.

Fürstenschloss und stiller Wald – die „alte“ Büdinger ExtraTour (Tourtipp WPRM 020)